Geplanter Zuchtsauenstall sorgte erneut für Diskussionsstoff

 

Marktgemeinderat Rattelsdorf stimmte Antrag auf Vorbescheid zu

 

RATTELSDORF. „Alle Jahre wieder" befasst sich der Marktgemeinderat mit den Erweiterungsabsichten eines Medlitzer Landwirts. Auch in seiner Jahresabschlusssitzung musste das Gremium über den Antrag auf Vorbescheid zum Neubau eines Zuchtsauenstalles (mit Güllegrube) mit 244 Plätzen oder 182 "produzierenden" Sauen befinden.

Bürgermeister Gerhard Jäger erklärte, dass die Vorgeschichte allen Marktgemeinderatsmitgliedern bestens bekannt sei, Nach der Ablehnung des Bauantrags auf Neubau eines Mastschweinestalles mit 672 Plätzen und zwei Güllegruben im Sommer, habe ein Gespräch im Landratsamt mit Vertretern des Amtes für Landwirtschaft, des Landratsamtes, dem Medlitzer Landwirt und ihm stattgefunden. Nach den Berechnungen des Amtes für Landwirtschaft tangiere bei der neuen Planung - mit einem Versetzen des Stalles in den südlichen Bereich des Grundstückes, nur einer Güllegrube sowie den vorgesehenen Zuchtsauenplätzen - der Immissionsradius mit 115 Metern kein Medlitzer Wohnhaus mehr.

Auch der Bayerische Gemeindetag weise bei einer Ablehnung durch den Marktgemeinderat auf die Haftungspflicht der Gemeinde hin und rate dringend, dem Antrag auf Vorbescheid zuzustimmen, informierte der Bürgermeister. Anhand eines Artikels aus dem landwirtschaftlichen Wochenblatt dokumentierte er diese Haftungspflicht der Kommune.

Marktgemeinderat' Karl Hümmer aus Medlitz räumte ein; dass der Landwirt sich bewegt habe. Er befürchtete aber trotzdem eine Zunahme der Immissionen. Bei 182 Sauen müsse man mit ungefähr 1520 Ferkeln rechnen, die bis zur Erreichung eines Gewichtes von 28 Kilo im Stall verblieben.

Das Gemeindeoberhaupt merkte an, dass die Aussiedlung des Schweinezüchters wahrscheinlich die bessere Lösung sei, verdeutlichte aber noch einmal die Haftungspflicht der Kommune bei einer leichtfertigen Ablehnung. Hans Jürgen Scheerbaum signalisierte die Zustimmung der CSU-Fraktion, mit der Argumentation, dass der Landwirt sein Entgegenkommen zeige. Reinhard Schmid wertete den Antrag sowohl für die Medlitzer Bürger und den Landwirt als tragfähigen Kompromiss. Manfred Reindl forderte bei einer Ablehnung des Antrags namentliche Abstimmung.

Mit 16:1 stimmte der Marktgemeinderat dem Bauantrag (Antrag auf Vorbescheid) auf Errichtung eines Zuchtsauenstalles zu. Das gemeindliche Einvernehmen beruht auf den Feststellungen des Amtes für Landwirtschaft, dass keinerlei negative Auswirkungen auf die angrenzende Wohnbebauung aus Immissionsgründen zu befürchten sind. Das Landratsamt wird gebeten, eine eventuelle Genehmigung des Vorberscheides den Eigentümern der nächstgelegenen Wohnbebauung zuzustellen. Außerdem wird betont, dass sich der Beschluss ausschließlich auf die Nutzung von Zuchtsauen, wie im Antrag angegeben, bezieht.

Im Protokoll wird vermerkt, dass der Markt Rattelsdorf davon ausgeht, dass es sich um einen 100-Punkte-Stall handelt und die Erweiterungsmöglichkeiten am alten Standort damit ausgeschöpft sind. nr

  • Quelle: FT- Bamberg; Freitag, 3. Januar 2oo3/a
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